Zwei Zuflüsse des Oelbaches

 

Otto Hülsebusch

 

Das Bochumer Heimatbuch bringt in seinem 6. Band einen Aufsatz des Pastors Leich über den Oelbach, in dem aufgezeigt wird, wie eng dieser Bach mit der Landschaft verbunden ist Er beschreibt nicht nur den Oelbach als solchen, sondern auch das Gelände, durch das er fließt, und die Zuflüsse. Auch der Schattbach und der Brenscheder Bach, der durchs Lottental fließt sind erwähnt. Es dürfte zumindest für die Bewohner des südlichen Bochum von Interesse sein, wenn sie den Schattbach und den Brenscheder Bach mit seinen Zuflußgebieten einmal noch näher kennenlernen.

Der Schattbach ist ein Zufluß, der von der Zeche Dannenbaum II in Altenbochum herkommt und seinen Lauf durch die Anlagen des Hauses Laer nimmt. Schon nach dem Dreißigjährigen Kriege ist er unter diesem Namen bekannt so kann man auch im Landesgrundbuch seinen Namen lesen. Er erhält sein Wasser aus Siepen, die in westlicher Richtung die Landschaft aufgliedern. Sei Wem die Zeche Dannenbaum II in Betrieb ist, führt der Schattbach auch die Grubenwasser der Zeche in den Oelbach ab. In der Nähe von Haus Laer lag ehedem eine Mühle, die schon von Steinen in seiner Geschichte der Grafschaft Mark erwähnt.

Zu dem Schattbachtal öffnen sich eine Reihe Siepen. Wir wollen sie nicht bis ins einzelne verfolgen. Einige verdienen jedoch hervorgehoben zu werden. Ein Siepen zog sich in westlicher Richtung weiter bis nach Brenschede hinauf. Auf der Höhe von Brenschede nahm der Bach seinen Ausgang und floß durch die Talsenke in Richtung Steinkuhl ab. In dessen Zuge war vor der heutigen Querenburger Straße das Wasser durch einen Damm zu einem Mühlenteich aufgestaut Reste dieses Dammes sind auch heute noch vorhanden, auch der Name Mühlenteich blieb für das betreffende Grundstück erhalten. Im oberen Teile dieses Tales waren bereits rechts und links von der heutigen Stiepeler Straße nach Süden Stollen in den Berg getrieben. Sie sind als Patriarchen- und Prinz-Kater-Stollen noch heute in Erinnerung. Auf dem Prinz-Kater-Stollen stand um das Jahr 1830 im Hofe des Bauern Schrepping der Schacht Kramer. Kohlen wurden hier gefördert, die z. T. ihren Weg über die “Kohlenstraße“ nach Bochum nahmen, zum anderen wurden sie mittels einer Feldbahn nach der Zeche Glücksburg, Schacht Anna am Eingang des Lottentals, geschafft. Die Trockenlegung der Brenscheder Heide brachte diesen Zufluß zum Versiegen. Unterhalb der Querenburger Straße arbeiteten hier ebenfalls um 1750 herum bereits Bergleute auf der Zeche Steinkuhl. Gegen 1770 wurden hier schon 12 Arbeiter gezählt.

In der Nähe der Steinkuhlstraße stand das Haus Steinkuhl, das, wie eine alte Katasterkarte zeigt, noch um das Jahr 1820 von den Wassern des Schattbaches und seiner Zuflüsse umflossen wurde. Wegen Bergschäden wurde das adlige Haus im Jahre 1877 abgebrochen.

Nicht minder Erwähnung verdient auch das Siepen, das im Zuge der heutigen Heintzmannstraße verlief. Im unteren Teile dieser Straße lag ehedem der Eulenbaum-Stollen, aus dem schon um 1650 Kohlen in die Stadt gebracht wurden. Höher hinauf gab es den Egmont-Stollen, dessen Mundloch bei dem Kötter Sieberg lag. Hier wurde später der Heintzmannschacht abgeteuft. Er hatte eine unterirdische Verbindung zur bereits erwähnten Zeche Glücksburg, Schacht Anna am Eingang des Brenscheder(Lotten-)tales Zeitweise wurden die Kohlen von dem Heintzmannstollen zum Schacht Anna befördert, und von hier aus ging es weiter das Lottental hinunter zur Ruhr. Später wurde die Kohle von dem Heintzmannschacht zur Eisenbahn Langendreer-Laer geschafft und hier verladen. Die Zechenanschlußbahn führte dabei über eine hölzerne Brücke, die den oberen Teil überspannte. Dann verlief sie im Zuge der Erlenstraße und endete bei dem Kotten Benner an der Laer-Dahlhauser-Bahn. Geht man noch weiter talaufwärts, so war bei dem Kotten Görigk (früher Stemmann) ein Wiesental, durch das ein Damm zum Aufstauen von Wasser, ebenfalls für eine Mühle gezogen war. Leider ist das Kulturdenkmal im Laufe der Zeit beseitigt worden. Ein Tälchen führte auch bis zum Grunewald hinaus. Auch hier ist schon früher gekohlt worden.

Nicht weniger sehenswert ist das L o t t e n t a 1. Noch heute fließt der Brenscheder Bach durch dieses Tal. Im Laufe der Zeit hat er im unteren Teil des Tales eine tiefgreifende Umgestaltung erfahren. Hier wurde gegen Ende des ersten Weltkrieges ein Stollen getrieben durch die neugegründete Gesellschaft K l o s t e r b u s c h . Die Zeche hat sich aus einem Stollenbetrieb zu einem Tiefbauschacht mit umfangreichen Anlagen entwickelt. Hier floß, bevor der Zechenbetrieb eröffnet wurde, das Wasser des Brenscheder Baches durch einen Weiher, trieb dann die sogenannte Kleffmanns Mühle und ergoß sich schließlich in den Oelbach. Unterhalb des Weihers waren noch bis Ende des ersten Weltkrieges die Reste einer Mühle zu sehen, vor allen Dingen auch das ausgediente Mühlsteinrad und die Mahlsteine. Sie sind schon längst verschwunden. Heute stehen auf diesem Gelände Baracken, die Flüchtlingen als Unterkunft dienen.

Höher hinauf bei dem Bauer Grünendiek ging ehedem eine Mühle, die schon um das Jahr 1486 erwähnt wurde. Bei Haus Brenschede wurde bereits im 17. Jahrhundert die Zeche “Alte Mißgunst” betrieben. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren im Lottental mehrere Stollen in Betrieb.

Nach Jacobi “Das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungsbezirks Arnsberg 1857” hatte die Zeche Glücksburg am Eingang des Lottentals einen Stollen 111 Lachter (1 Lachter = 2 m) ins Feld getrieben. Eine tiefere Lösung hatte der Egmonts-Erb-Stollen gebracht, der eine östliche Fortsetzung des St. Matthias-Erbstollens bildete und bis zum Heintzmannschacht in Laer führte. Die Förderung geschah mittels Pferdegöpels durch den 12 Lachter tiefen Schacht, von welchem ein 1893 Lachter langer Schienenweg zur Pferdeförderung nach der Kohlenniederlage an der Ruhr führte. Der Hauptförderschacht war damals bis zur Egmonts-Erbstollensohle oder 31 _ Lachter niedergebracht. Die Förderung betrug im Jahre 1855 47 150 Tonnen bei einer Belegschaft von 122 Mann.

 

Der Stollen Julius-Philipp, der unweit Wengler-Schmuch gelegen war, war rund 445 Lachter lang. Von dem Mundloch des Stollens fand ein Anschluß mit dem bei Glücksburg erwähnten Schienenweg statt Die Förderung im Jahre 1855 belief sich auf rund 190 000 Tonnen bei einer Belegschaft von 160 Mann.

Endlich lag in der Höhe der Zeche Klosterbusch der Hagensiepen-Stollen mit einer Länge von 456 Lachtern. Zur Förderung von dort bis zur Niederlage an der Ruhr benutzte man auf 720 Lachter Länge die bereits bei Glücksburg und Julius-Philipp erwähnte Zecheneisenbahn. Im Jahre 1855 wurden 41 000 Tonnen gefördert. Die Belegschaft belief sich auf 83 Mann.

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen die Stollenbetriebe zum Erliegen. Soweit es sich um den Glücksburger- und Julius-Philipp-Stollen handelt, wurde die Förderung von der Zeche Julius-Philipp übernommen, die als Tiefbauschacht im Jahre 1877 niedergebracht wurde. Gleichzeitig wurde die Schleppbahn, die von der Zeche Glücksburg zur Ruhr führte, stillgelegt. Nach Beseitigung der sogenannten Schleppbahn wurden viele Jahrzehnte die Grubenwasser der Zeche Julius-Philipp mittels “Lotten” über den bisherigen Schienenweg dem Oelbach zugeführt. In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts wurden die Wiesen im Lottental trockengelegt und ein Kanal gebaut, in den die Grubenwasser abgeleitet wurden. Gleichzeitig wurde die ehemalige Schleppbahn in einen Promenadenweg umgestaltet, der der Bevölkerung von Bochum die Möglichkeit bietet, sich in dem romantischen Lottental zu erholen (vergl. die heimatkundliche Studie von Thieme in Bd. 3 des Bochumer Heimatbuches). In den Jahren nach dem Zusammenbruch ist der alte Stollen Julius-Philipp in der Nähe der Wirtschaft Wengler-Schmuch zu neuem Leben erwacht, indem hier in beträchtlichem Umfange Kohlen gefördert werden. Auch die Wirtschaft Wengler-Schmuch ist zu einem großen Restaurationsbetrieb mit einer Gartenanlage ausgebaut.

 

Impressum

1958 Bochum Ein Heimatbuch

 

7. Band

 

Herausgeber

Vereinigung für Heimatkunde e.V.

Druck und Verlag: Schürmann & Klagges